Wir sind ja dafür bekannt, nicht gerade mit Höchstwertungen
um uns zu werfen.
Punkteinflation haben
wir aus Überzeugung
immer
vermieden, für Sensationalismus ist schliesslich die Bildzeitung
zuständig.
20 Punkte,
das bedeutet
im
VINUM-Degustationskodex
«Unerreicht». Eigentlich
unmöglich also.
Und doch haben sich unsere Verkoster, selten zwar,
zu 20 Punkten
hinreissen lassen.
Hinreissen. Hingerissen. Das ist das richtige Wort.
Denn ein Wein kann technisch noch so perfekt sein, einmalig ist er nur,
wenn er Emotionen auslöst,
wenn er inspiriert, initiiert, erleuchtet, fasziniert, betört,
berauscht, uns die Welt einen Moment
lang anders sehen lässt - hinreisst eben.
Um diese einmaligen Weinerlebnisse für Sie
auszugraben, haben wir uns durch
Stapel
staubiger alter Hefte gewühlt, Punkte geprüft, Sterne und Trauben
gezählt (beide
hielten zeitweise als Bewertungsindex her, fünf von fünf
war das höchste der Gefühle,
entsprach auf der 20-Punkte-Skala
aber «nur» 18 bis 20). Am Ende blieben 20 Gewächse
übrig, Franzosen allesamt.
Das fanden wir dann doch ein bisschen schnöde und fragten unsere
erfahrensten
Verkoster zusätzlich: Welche Gewächse hätten rückblickend die
20 Punkte
verdient -
Spätaufsteiger sozusagen? Denn auch das gibt es: die Juwelen, die sich
erst
im
Lauf der Zeit als solche entpuppen oder sich nur dem erfahrenen
Geniesser offenbaren.
Denn Wein ist eben nicht absolute Wahrheit, Wein
verändert sich in der
Flasche, im Glas und auch im Gedächtnis. Alles fliesst.
Auf den folgenden Seiten finden Sie unsere Gedanken, Erinnerungen und in
vielen
Fällen sogar aktuelle Degustationsnotizen zu den Besten aus 30 Jahren.
Nicht immer
war
es einfach, heute wieder an die gleiche Flasche zu kommen. Rolf Bichsel
musste
auf
einem Bordelaiser Château
geradezu betteln, bis man ihm endlich den gewünschten
Jahrgang öffnete, Rudi Knoll fuhr quer
durch Deutschland und Österreich, um
direkt
mit
den Winzern in die Schatzkeller zu steigen, und jeder der Beteiligten
opferte
ohne
Wimpernzucken Super-Bouteillen aus seinem eigenen Bestand.
Hier ist das
Ergebnis - geniessen Sie's!
Britta Wiegelmann
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