INTERESSANTES AUS MENDOZA |
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Anlässlich einer
Argentinienreise im Dezember 2013 hatte ich Gelegenheit die Weinregion
Mendoza zu besuchen.
Dank Tipps und Beziehungen zu Weinhändlern in der Schweiz wurden mir
persönliche Besuche, Gespräche und Degustationen gewährt.
Der Weinbau in Argentinien
In der Statistik des OIV nimmt
Argentinien weltweit, je nach Statistik, den 8. Rang in der
Weinproduktion ein, dies unmittelbar hinter Chile.
Die Anbaufläche liegt derzeit bei rund 222‘000* Hektaren, die
Weinproduktion 2012 bei rund 12 Mio hl. Dies entspricht etwa 0,6 Liter
pro m2.
Argentinien produziert etwa 5 % der Welt-Weinproduktion.
(*15‘000 Hektaren dieser Rebfläche werden
als Tafeltrauben und Rosinen verwendet).
Bis 1990 wurden praktisch nur
Massenweine für den Lokalmarkt produziert. Seither nimmt die Produktion
von Qualitätsweinen immer mehr zu,
was sich auch in der Exportstatistik niederschlägt. 1992/93 wurde auch
die DOC Denominacion de Origen Controlada eingeführt, ähnlich unserem
AOC,
mit dem Ziel einer nachhaltigen Qualitätsverbesserung. Aber im Gespräch
mit den besuchten Weingütern habe ich festgestellt, dass dies kein
grosses Thema ist. Die Betriebe arbeiten primär mit ihren eigenen
Markennamen.
Anbau und Klima
Der
Weinbau wird in diesem riesigen Land auf einer Länge von 1800 Kilometer
und einer Breite von 100 Kilometer entlang der Anden in 16 Provinzen
betrieben. Am meisten in Mendoza, gefolgt von San Juan und La Rioja. Die
Anbaugebiete gehen also vom tropischen Norden bis nach Patagonien im
Süden und liegen auf einer Höhe von 600 bis 1700 Meter über Meer. Die
grossen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind für einen
Qualitätsweinbau von Vorteil. Das Klima ist sehr trocken (240 mm
Niederschlag pro Jahr), entsprechend ist der Pflanzenschutz kein Problem:
Fungizideinsatz ist nur 2-3 mal nötig. Allerdings wurde vor 3 Jahren der
Traubenwickler „importiert" und dürfte bald zu einem Problem werden. Der
limitierende Faktor im Anbau ist das Wasser: Dieses kommt als
Schmelzwasser von den Anden und wird durch Kanäle in die Reben geleitet
(Furchen- oder Flutbewässerung).
Einige Betriebe arbeiten auch mit Tropfbewässerung. Die Ansichten über
die Auswirkungen der Bewässerungsart auf die Qualität und Lagerfähigkeit
der Weine wiedersprechen sind. Die Anden haben einen grossen Einfluss
auf das Klima. Entsprechend bilden sich täglich Wolken. Demzufolge sind
intensive Gewitter mit Hagel und Sturm häufig, wie wir sie mehrmals
selber erfahren haben. Deshalb sind viele Rebberge mit Hagelnetzen
geschützt. Die Böden sind gut durchlässige Schwemmböden auf steinigem
Bett, mit vulkanischem Ursprung, die den Weinen ihre unverkennbare
Terroirnote vermitteln.
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Hauptsorte ist natürlich Malbec, hier unter Hagelnetz
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Sorten
Über die Hälfte der Fläche ist mit roten Qualitätssorten bestückt, davon
an erster Stelle natürlich Malbec, gefolgt von Bonarda, Cabernet
Sauvignon, Syrah, Tempranillo, Merlot etc. Eine Besonderheit des
argentinischen Rebbaues ist das Alter der Reben: Viele Weingärten sind
sehr alt (bis 100 jährig) und liefern daher besonders hochwertiges
Traubengut. Die Reblaus ist zwar vorhanden aber angeblich nicht
aggressiv. Daher sind ein Grossteil der Reben nach wie vor nicht
veredelt und stehen auf eigenen Wurzeln! Sie sind sehr vital und auch
die Weine sind dadurch möglicherweise viel intensiver und
sortentypischer, dies die Meinung einiger Önologen, mit denen ich mich
darüber unterhalten habe.
Betriebsstrukturen
Die extreme Bandbreite der
Qualitäten von anonymen Billigprodukten bis zu hochwertigen Weinen ist
auch auf die Strukturen des argentinischen Weinbaues zurückzuführen.
Einerseits beherrschen ein paar Grossbetriebe den Premiumbereich im
Exportmarkt, andererseits gibt es noch viele Nebenerwerbswinzer mit
kleinen Flächen. Beispiele von bekannten wohlklingenden Namen sind:
Chandon, Salentein, Catena Zapata, Trapice, Weinert, Vistalba, Luigi
Bosca, Alta Vista, Lopez, Norton, Tapiz, Zuccardi, Don Cristobal, Colomé,
Vina Maipu, Terrazas de los Andes sowie Dutzende andere!
Allgemeines
Die politischen
Rahmenbedingungen in Argentinien sind nicht einfach. Die inoffizielle
Inflation liegt bei 30 bis 40 % jährlich. Das ist natürlich dramatisch.
Entsprechend hat das Einfluss auf die Konkurrenzfähigkeit, vor allem
gegenüber Chile. Und der Druck auf den Wechselkurs und den Traubenpreis
nehmen zu. Entsprechend werden einige Reben weniger gepflegt.
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Drei erfolgreiche Beispiele von Bodegas:
Weingut Weinert
Der deutschstämmige Brasilianer Carlos Weinert
gründete 1975 ein eigenes Weingut in der Region Mendoza in einem
kolonialen Backsteingebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine
Absicht war es, dort Weine von Weltklasse zu erzeugen. Dabei waren neue
Barriques ein Tabu: Alle Weine reifen in großen, alten Eichenfässern.
Der Schlüssel zum Erfolg von Weinert liegt wohl darin, dass das Weingut
erst dann seine Weine auf den Markt bringt, wenn sie voll ausgereift
sind. Aber das bracht viel Kapital, das dann langfristig gebunden ist.
Zitat Vinum: „Erfreulich,
dass neben der Übermacht der modern-fruchtigen Überseeweine ein
europäisch-traditioneller Erzeuger wie Weinert in nahezu allen
Kategorien großartig dagegenhalten kann."
Das Traubengut stammt von alten Rebstöcken mit kleinen
Erträgen aus den höher gelegenen Regionen von Luján de Cuyo und
Tupungato.. Kräftige, feinkörnige Tannine und eine tiefe Farbe sind
weitere Merkmale dieser Weine. Das Weingut besitzt derzeit keine eigenen
Rebflächen mehr.
Die Weine werden frühestens nach vier Jahren auf den
Markt gebracht, sie sind voll, komplex und haben ein hervorragendes
Alterungspotential. Sie verlieren mit den Jahren ihre Ecken und Kanten.
Ikonen der Kellerei sind die beiden Assemblagen in klassischem
Bordeauxstil, mit Malbec, Cabernet und Merlot: Der grosse Cavas de
Weinert, und sein kleiner Bruder Carrascal. Nur in ganz grossen Jahren
werden die legendären „Estrella" herangezogen: Grossartige Weine, mit
bis zu zwanzigjähriger Fassreife und trotzdem noch jugendlich im
Geschmack!
Seit einigen Jahren ist der Schweizer Hubert Weber
verantwortlich für diesen Betrieb. Er stammt ursprünglich aus dem Kanton
Bern und hat nach seiner Ausbildung zum Kellermeister die Schweiz
verlassen. Ihm obliegt die grosse Aufgabe, den traditionellen Weinert –
Stil auch künftig zu bewahren. Er hat uns einen ganzen Nachmittag durch
die Keller geführt und uns eine einmalige Degustation mit verschiedenen
Jahrgängen serviert!
Im Keller lagern 1,3 Mio Liter Wein in 230 Holzfässern.
Und das grösste Fass allein hat einen Inhalt von 44‘000 Liter und ist
aus europäischer Eiche.
Drei erfolgreiche Beispiele von Bodegas:
Weingut Weinert
Der deutschstämmige Brasilianer Carlos Weinert
gründete 1975 ein eigenes Weingut in der Region Mendoza in einem
kolonialen Backsteingebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine
Absicht war es, dort Weine von Weltklasse zu erzeugen. Dabei waren neue
Barriques ein Tabu: Alle Weine reifen in großen, alten Eichenfässern.
Der Schlüssel zum Erfolg von Weinert liegt wohl darin, dass das Weingut
erst dann seine Weine auf den Markt bringt, wenn sie voll ausgereift
sind. Aber das braucht viel Kapital, das dann langfristig gebunden ist.
Zitat Vinum: „Erfreulich,
dass neben der Übermacht der modern-fruchtigen Überseeweine ein
europäisch-traditioneller Erzeuger wie Weinert in nahezu allen
Kategorien großartig dagegenhalten kann."
Das Traubengut stammt von alten Rebstöcken mit kleinen
Erträgen aus den höher gelegenen Regionen von Luján de Cuyo und
Tupungato.. Kräftige, feinkörnige Tannine und eine tiefe Farbe sind
weitere Merkmale dieser Weine. Das Weingut besitzt derzeit keine eigenen
Rebflächen mehr.
Die Weine werden frühestens nach vier Jahren auf den
Markt gebracht, sie sind voll, komplex und haben ein hervorragendes
Alterungspotential. Sie verlieren mit den Jahren ihre Ecken und Kanten.
Ikonen der Kellerei sind die beiden Assemblagen in klassischem
Bordeauxstil, mit Malbec, Cabernet und Merlot: Der grosse Cavas de
Weinert, und sein kleiner Bruder Carrascal. Nur in ganz grossen Jahren
werden die legendären „Estrella" herangezogen: Grossartige Weine, mit
bis zu zwanzigjähriger Fassreife und trotzdem noch jugendlich im
Geschmack!
Seit einigen Jahren ist der Schweizer Hubert Weber
verantwortlich für diesen Betrieb. Er stammt ursprünglich aus dem Kanton
Bern und hat nach seiner Ausbildung zum Kellermeister die Schweiz
verlassen. Ihm obliegt die grosse Aufgabe, den traditionellen Weinert –
Stil auch künftig zu bewahren. Er hat uns einen ganzen Nachmittag durch
die Keller geführt und uns eine einmalige Degustation mit verschiedenen
Jahrgängen serviert!
Im Keller lagern 1,3 Mio Liter Wein in 230 Holzfässern.
Und das grösste Fass allein hat einen Inhalt von 44‘000 Liter und ist
aus europäischer Eiche.
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Hubert Weber in seinem Kellerreich bei Weinert
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Matias
Riccitelli
Matias Riccitelli ist ein 30 jähriger argentinischer Önologe und Sohn
des Chefönologen Jorge Riccitelli (Winemaker oft the year 2012) bei
Norton. Matias arbeitet bei Fabre Montmayou und hat seit kurzem eine
eigene, für argentinische Verhältnisse kleinere, Bodega im Nebenerwerb.
Das Traubengut stammt von drei verschiedenen unterschiedlichen Terroir-Regionen:
Vistalba, Perdriel (Lujan de Cuyo und Valle de Uco. Die Weine werden in
Barriques ausgebaut. Ich hatte Gelegenheit, aus diesen Barriques die
2012-er Weine zu degustieren. Mehr und besser geht nicht: Tiefe dunkle
Weine, fruchtig und mit viel Struktur. Seinem Vater hat er einen eigenen
Wein gewidmet: The Apple Doesn’t Fall Far From The Tree Torrontés 2013
(der Apfel fällt nicht weit vom Stamm). Ganz nach dem Motto „um einen
Wein zu verkaufen, braucht es auch eine gute Geschichte…." |
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Matias Riccitelli
Matias Riccitelli ist ein 30 jähriger argentinischer Önologe und Sohn
des Chefönologen Jorge Riccitelli (Winemaker oft the year 2012) bei
Norton. Matias arbeitet bei Fabre Montmayou und hat seit kurzem eine
eigene, für argentinische Verhältnisse kleinere, Bodega im Nebenerwerb.
Das Traubengut stammt von drei verschiedenen unterschiedlichen Terroir-Regionen:
Vistalba, Perdriel (Lujan de Cuyo und Valle de Uco. Die Weine werden in
Barriques ausgebaut. Ich hatte Gelegenheit, aus diesen Barriques die
2012-er Weine zu degustieren. Mehr und besser geht nicht: Tiefe dunkle
Weine, fruchtig und mit viel Struktur. Seinem Vater hat er einen eigenen
Wein gewidmet: The Apple Doesn’t Fall Far From The Tree Torrontés 2013
(der Apfel fällt nicht weit vom Stamm). Ganz nach dem Motto „um einen
Wein zu verkaufen, braucht es auch eine gute Geschichte…."
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Matias Riccitelli’s Weine haben grosses Potential
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Übrigens, Weine von Weinert und Matias Riccitelli
können bei Vinos Argentinos, Bern
www.vinos-argentinos.ch
bezogen werden!
Bodega Vistalba
Finca Pulenta-Vistalba: Die Bodega
wurde 2002 von Carlos Pulenta, einem argentinischen Weinindustriellen,
gegründet und ist daher noch sehr jung.
Nach mehr als 30 Jahren in verantwortlichen Positionen bei den Bodegas
Trapiche sowie Salentein, entschied sich Carlos Pulenta, seine eigene
Vorstellung von hochwertigen Mendoza-Cuvées zu verwirklichen. Vistalba
ist die einzige Bodega in der Region, die auch den Namen Vistalba als
Weinbezeichnung verwenden darf.
Rebfläche:
Vistalba, Luján de Cuyo – Anbaufläche: 53 ha;
Anbauhöhe 980 Meter über Meer; 6000 Rebstöcke pro Hektare, unveredelt.
Durchschnittsalter 57 Jahre. Bewässerung mit Flutung. Sorten: Malbec ,
Cabernet Sauv., Merlot, Bonarda
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Die Reben von Vistalba am Fuss der Anden
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Finca Los
Alamos: Auch die aus Trauben des zweiten familieneigenen Weinberges im
Uco-Tal produzierten Weine der Arido- und Tomero-Linien verdienen
Beachtung. Durch den Verzicht auf ausgiebigen Holzausbau steht hier die
Frucht im Vordergrund und die Weine sind für den sofortigen Genuss
geeignet. Der „Tomero" war über viele Jahrzehnte in Mendoza
verantwortlich für die Sicherstellung der Wasserversorgung aus dem
Mendoza-Fluss zu den Weingärten der Region.
Rebfläche: Finca Los Alamos – Tunuyán, Valle de Uco – Anbaufläche: 400
ha Anbauhöhe: 1200 Meter über Meer; 5500 Rebstöcke pro Hektare,
Durchschnittsalter: 30 Jahre Sorten:
Malbec, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot, Pinot Noir,
Syrah, Chardonnay, Semillón, Vionier, Sauvignon Blanc
Verarbeitung Die
Trauben werden nach der Handernte mittels eines Kühltunnels auf – 10
Grad gekühlt und dort verlesen und separiert. Dann kommen sie in
spezielle Gärtanks (diese wurden von Carlos Pulenta selber konzipiert)
und bleiben dort drei bis fünf Tage zur Kaltmazeration. Die ganze
Verarbeitung ist so konzipiert, dass keine Pumpen eingesetzt werden und
das Traubengut schonend mittels Nutzung der Schwerkraft verarbeitet
werden kann. Die Gärtanks verfügen über computergesteuerte, integrierte
Mikro-Oxigenation und vollautomatische Temperaturkontrolle. Nach der
Flaschenabfüllung erfolgt eine Flaschenlagerung bei 15 Grad und 80 %
Luftfeuchtigkeit. Die Produktionskapazität des ganzen Betriebes liegt
bei rund 1,3 Mio Liter Wein.
Vermarktung 30 % Inland 70 % Export (USA,
Kanada, Brasilien, England) Vistalba Weine können in der Schweiz beim
Wyhüsli in Koppigen bezogen werden |
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Jürg Maurer
Inforama Oeschberg Rebbaukommissär Kanton Bern |
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